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Bitcoin - Bodenbildung u. Top-Szenario #37

Guten Tag liebe Trader,

Die Kryptobörsen sind immer noch im Fokus der Anleger und die Verunsicherung ist groß, sodass Bitcoin-Bestände von den Börsen Abgezogen wurden. Dass Bitcoins von Börsen abgehoben werden, ist ohnehin ein erkennbarer Trend des gesamten Marktzykluses der letzten 18 Monate. Durch die FTX-Insolvenz wurde dieser Trend besonders in der vergangenen Woche verstärkt.

Warum die Bitcoins von Börsen abgezogen werden ist für uns Investoren egal. Wichtig ist nur, dass so das handelbare Angebot an Bitcoins verkleinert wird – und geringes Angebot bewirkt steigende Preise! Wieso steigen also die Kurse nicht!? Zur Beurteilung ist wichtig zu beachten, dass Verknappungseffekte nicht direkt durchschlagen. Vergleichbar ist dieser Mechanismus mit der globalen Geldmengenausweitung, welche prinzipiell die Nachfrage erhöht, da mehr verfügbares Geld zu mehr Konsum führt. Das Ergebnis ist pauschal Inflation. Doch kann diese Inflation zurückgehalten werden, wenn sich der Kaufdruck der Marktteilnehmer nicht erhöht. Um den Kaufdruck zu erhöhen, benötigt es Ereignisse, wie Energieknappheit, Lieferengpässe, Chip-Mangel. Wenn der Markt sein Angebot verringert, die Nachfrage aber erhöht ist, steigen die Preise da der potenzielle Kaufdruck entladen wird.
Das Aufkaufen von Kryptobeständen bewirkt zwar eine Angebotsverknappung doch fehlt es an einem Auslöser, der zu Kaufdruck führt. Und ohne Kaufdruck steigen die Preise nicht. Zuletzt haben aber wieder Bitcoins den Weg zurück auf die Börsen gefunden – immerhin rund 84.000 BTC in den letzten 24 Stunden, welche einem Gegenwert von 1,4 Mrd. USD entsprechen.

Hauptsächlich wurden diese BTCs auf der Börse Binance eingezahlt und hier bahnt sich der nächste Skandal an. Woher kommen diese Bestände und was ist die Absicht der Einzahlungen? Zur Beurteilung ist ein Blick auf die größten BTC-Wallets hilfreich.

Das 4. und 19. größte Wallet der Welt, mit Beständen von rund 127.000 BTC bzw. 37.000 BTC fallen besonders auf. Das viertgrößte Wallet ist ein sogenanntes „Cold-Wallet“ von Binance. Also ein Wallet, das auf einem externen Speicher liegt und nicht direkt mit dem Internet verbunden ist, sodass es vor Hacker-Angriffen geschützt ist – ähnlich eines Ledgers. Das neunzehnt-größte Wallet gehört der Börse OKEX und ist ebenfalls ein Cold-Wallet.
Auffällig ist, dass die Bilanzen dieser Adressen Bitcoin-Abflüsse von mehrere zehntausend BTCs aufweise. In der detaillierten Betrachtung fällt auf, dass das Binance-Wallet komplett leer geräumt wurde (-127.000 BTC), um dann aber wieder mit 68.000 BTCBs gefüllt zu werden. An dieser Stelle wird es sehr kompliziert. Die 127k BTC wurden an ein weiteres Binance-Cold-Wallet gesendet, wo sie weiterhin liegen. Die vorherigen Bestände dieses Wallets betrungen 142.000 BTC und wurden über mehrere Transaktionen an diverse Binance Cold- und Hot-Wallets gesendet. Über die große Anzahl an Transaktionen ist der Weg sehr schwer nachzuvollziehen.

Wichtig zu beachten ist aber, dass über diese Transaktionstaktik BTCs durch BTCBs getauscht wurden. BTCBs sind eine Art synthetischer Bitcoin, der auf der binance smart chain gehandelt werden kann. Ähnlich wie stablecoins, die den Dollar abbilden. Binance nutzt diese BTCB, um Kunden das Handeln auf der eigenen Blockchain zu erleichtern und so an das eigene Ökosystem zu binden – ähnlich wie Apple seine Kunden über nicht-universalkompatible Geräte und Software bindet, sodass der Anreiz erhöht wird weitere Apple-Produkte zu kaufen.

Nun wurden die BTCB aber von dem Cold-Wallet auf den Markt geworfen und stehen dem handelbaren Angebot zur Verfügung. Jeder BTCB muss theoretisch (falls keine Manipulation vorliegt) durch einen echten BTC gedeckt werden, sodass nicht mehr BTCB gehandelt werden können, als es tatsächliche BTCs gibt. In der Praxis kauft Binance BTCs auf, hält diese auf dem Cold-Wallet, erschafft für jeden BTC auf dem Cold-Wallet einen neuen BTCB und kann diese so handelbar machen.
Somit hat Binance durch die jüngsten Transaktionen das Angebot handelbarer BTCBs verknappt und das handelbare Angebot an BTCs vergrößert. Welche Rolle OKEX dabei spielt, ist nicht ganz klar. Ebenfalls ist fraglich, was Binance mit dieser Aktion bewirken möchte, da sie so ihr eigenes Ökosystem geschwächt haben bzw. Verkaufsabsichten der BTCBs suggerieren. Jedenfalls wollen nun knapp 100.000 BTCs auf Binance verkauft werden und der Markt muss den Gegenwert in Dollars als Kaufdruck aufbringen. Ob dies gelingen wird ist fraglich. Tendenziell lässt sich dies alles als Indiz für fallende Kurse interpretieren.

Die wichtigste Zone liegt für den BTC-Kurs nun zwischen 15,2k und 18,1k. Hier sollte sich eine Konsolidierungszone entwickeln, wobei die rund 17k (zyklisches 78,6% Fibonacci) das mit Abstand relevanteste Parameter darstellen. Da der Kurs nun unterhalb der 17k konsolidiert, lässt sich eine bearishe Tendenz interpretieren, welche den Kurs nach Auflösung der Konsolidierung eher nach unten als nach oben führen sollte. Nach entsprechender Abwärtsbewegung sollten aber wieder steigende Kurse zu erwarten sein, sodass die begrenzenden 18,1k gebrochen werden können. Zwischen 19,2k und 19,5k befindet sich dann noch eine Widerstandszone, welche bereits in der gesamten Seitwärtsphase der letzten 4 Monate hohe Relevanz bewiesen hat. Sobald der Kurs über den 21,7k schließen kann (welche ebenfalls hohe relevanz bewiesen haben), ist der zyklische Boden mit hoher Wahrscheinlichkeit abgeschlossen.

In jedem Fall setzt Binance seine Machtspielchen fort. Nachdem FTX in die Knie gezwungen wurde, liegt der Fokus nun auf dem Bitcoin. Es ist zwar nicht davon auszugehen, dass Binance den Bitcoin „in die Insolvenz treiben“ will, oder negativen Einfluss darauf ausübt, doch geht es hier offensichtlich erneut um Macht-Interessen. Als Investor ist es ratsam sich aus diesen Angelegenheiten herauszuhalten und die eigenen Bestände auf externen Wallets zu sichern.

Ein weiteres interessantes Thema findet sich auf Coinbase. Hier scheinen die Uhren ganz anders zu ticken. Coinbase wird bevorzugt von US-amerikanischen Investoren genutzt und ist soetwas ähnliches wie der Liebling von institutionellem Kapital. Wie schon oft beschrieben, ist es für institutionelle Vermögensverwalter nicht einfach an BTCs heranzukommen. An Börsen führt praktisch kein Weg vorbei, da OTC-Handel in entsprechenden Größenordnungen kaum möglich ist und somit kaum durchgeführt wird, wie diverse OnChain-Daten belegen. Praktisch unbeeindruckt von FTX und Binance setzt sich der Trend einer Akkumulationsphase auf Coinbase fort. Wie gewohnt werden dort BTCs zu niedrigen Kursen von der Börse gezogen und in den USA muss man sich wohl denken, dass der kleine Chinese „CZ“ Changpeng Zhao nur eine Randerscheinung ist.

Es ist natürlich schwierig die aktuelle Situation des Kryptomarkts verlässlich zu beurteilen, doch folgen wir der Devise des großen Kapitals. Der Machtkampf von Binance bringt im Kryptomarkt einiges durcheinander. In erster Linie bezieht sich dies aber nur auf die Kurse und auf die Börsen. Der Wert von Kryptowährungen mag kurzfristig in solch turbulenten Phasen schwanken, doch die Technologien hinter den Kryptoprojekten wird unbeirrt weiterentwickelt. Die Addaption des Bitcoin und anderer BlockChain-Technologien schreitet voran. Das Interesse des institutionellen Kapitals ist ungebrochen – derer Anlagehorizont liegt nicht auf Wochen oder Monaten, sondern auf Jahren und Jahrzehnten. Dort fragt niemand wo der BTC Kurs zum Jahresende steht, oder wann der nächste Bullenzyklus beginnt. Sicher ist nur, dass ein nächster Bullenzyklus kommen wird, denn ungeachtet von Kryptobörsen werden Kryptos genutzt. Und durch die Nutzung von Kryptos entsteht eine Nachfrage, die sich über kurz oder lang im Kurs niederschlagen wird. Und wenn die Kurse wieder steigen, werden nicht die zu den Gewinnern zählen, die dem Kryptomarkt jetzt den Rücken zukehren weil ihre Lieblingsbörse unsicher geworden ist, sondern die Investoren die langfristig agieren und zu günstigen Kursen akkumuliert haben.

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg für Ihre Handelsentscheidungen!
Ihre
Schulz & Team Analytik
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